Skitourenabenteuer in Grönland
Eine kleine Gruppe von 4 Personen machte sich unter meiner Führung, vom 14. – 27. April, auf zu einer Skitourenreise nach Grönland. Die Anreise nach Grönland kann kompliziert und schwierig werden das ist bekannt. Der Flug nach Reykjavik (Island) war problemlos. Am nächsten Tag ging es mit einer kleinen Propellermaschine weiter nach Kulusuk in Ostgrönland. Aber bereits am Flughafen in Reykjavik wurde uns bekannt gegeben, dass der Weiterflug mit dem Helikopter zu unserem 24 km entfernten Ausgangspunkt nach Tasiilaq auf Grund von schlechtem Wetter nicht möglich ist und auch keine Übernachtungsmöglichkeit in Kulusuk besteht. Nun die große Frage, wie soll es weitergehen? Ich telefonierte mit Robert Peroni, dem Südtiroler Grönlandpionier, unserem Gastgeber vom „Roten Haus“ in Tasiilaq: er organisierte uns eine private Unterkunft in Kulsuk bei einer einheimischen Familie, somit konnten wir zumindest mal nach Grönland fliegen. Das Wetter besserte sich die nächsten 3 Tage nicht. Kulusuk eine kleine Insel mit ca. 200 Einwohnern, umgeben von Wasser und Eis, dort konnten wir eine kleine Skitour und eine Hundeschlittenfahrt zu einem Gletscherbruch unternehmen. Auch die Begegnung mit den Einheimischen war unheimlich nett: unsere Gastgeberfamilie lud uns zu einer Kostprobe von Robbenfleisch ein, das überaus schmackhaft war. Die Inselbewohner waren überaus gastfreundlich, bei einem kleinem Dorfrundgang wurden wir auch mal zum Kaffee eingeladen.
Grönland ist die größte Insel der Welt und ist mit 80 Prozent mit Eis bedeckt. Grönland ist ein selbstverwaltetes Gebiet innerhalb vom Königreich Dänemark. Mit ca. 57 000 Einwohnern zählt Grönland zu den am wenigsten dicht besiedelten Ländern der Welt. Grönland heißt eigentlich übersetzt „Grünland“. Den Namen erhielt das Land von Erik dem Roten, einem isländischen Mörder, der auf die Insel ins Exil verbannt wurde. Mit der Hoffnung das es Siedler anziehen würde, nannte er es „Grünland“. Nach wissenschaftlichen Forschungen war Grönland vor über 2,5 Millionen Jahren mal wirkliche grün.
Auch am 4. Tag war der Weiterflug eigentlich schon gecanelt. Wir beratschlagten am Flughafen das weitere vor gehen - ein Abwarten war alternativlos. Als sich das Wetter gegen Mittag besserte und einige Einheimische am Flughafen auftauchten war klar das die Helikopter starten würden. Wir erlebten einen grandiosen Flug über das zum Teil eisbedeckte Meer und die dahinterliegende schneebedeckte Gebirgswelt. Nach nur 10 Minuten Flugzeit landeten wir in Tasiilaq, einem ca. 2000 Einwohner zählendem Dorf direkt an einem Fjord gelegen. Herzlich begrüßt wurden wir von unserem Gastgeber dem Südtirol Robert Peroni, der auch das „Rote Haus“, unsere Unterkunft führt. Robert war in der ersten Hälfte seines Lebens Extrembergsteiger und Abenteurer. Er war auf allen Kontinenten unterwegs, unternahm mehr als 40 Expeditionen, bestieg zahlreiche Berge, viele auch als Erstbegehungen und unter extremen Bedingungen. In den Achtziger Jahren stellte Robert mit seine Grönlanddurchquerung einen neuen Rekord auf. Mit vierzig ließ er sein altes Leben hinter sich und zog nach Grönland. Dort gründete er das „Rote Haus“: Herberge sowie Begegnungsstätte für Einheimische und Besucher aus aller Welt. Robert hat sich dem Erhalt der Inuit Kultur verschrieben. Ich durfte Robert als eine großartige Persönlichkeit kennen lernen. Knapp 90 % der grönländischen Bevölkerung sind Inuit, der Rest europäischer Abstammung. Die Grönländer schätzen es nicht als Eskimo bezeichnet zu werden, der korrekte Name für ihr Volk lautet Inuit oder Kalaallit. Die ersten Menschen kamen um etwa 2500 v. Chr. nach Grönland. Die ersten Einwanderer starben offenbar aus und es folgten weitere Einwanderungen aus Kanada. Im 10. Jhd. besiedelten nordische Völker aus Island den Süden Grönland, aber die verschwanden im 15. Jahrhundert. Die Inuit wanderten im 13. Jahrhundert von Asien her ein und diese Linie hat sich bis heute fortgesetzt.
Nun standen uns noch 6 Skitourentage vom „Roten Haus“ aus zur Verfügung. Bei nicht allzu gutem Wetter starteten wir unsere Touren in Tasiilaq, hier gibt es einige tolle Möglichkeiten. Bei gutem Wetter nahmen wir die Schlittenhunde zu Hilfe und ließen uns bis ca. 2 Std., in die unterschiedlichsten Richtungen zu unseren Ausgangspunkten ziehen – „einfach tierisch bequem“. Hier erwarteten uns traumhafte Skitouren mit bis zu ca. 1000 Hm und grandiose Ausblicke: auf das zum Teil eisbedeckte Meer, zugefrorenen Seen, riesige Gletscher, ins grönländische Inlandseis und die zum Teil bizarren Schnee- und Felsgipfeln. Der Schnee wurde von Tag zu Tag besser, die letzten 3 Tage hatten wir Firnschnee vom Feinsten – „Grönlandfirn“. Im „Roten Haus“ wurden wir kulinarisch mit grönländischen Spezialitäten auf italienische Art zubereitet verwöhnt, z. B. Waalfleischgulasch oder der Braten von einem Moschusochsen. Am letzten Tag, wie getimt, gelang uns der Höhepunkt unserer Reise: mit den Hundeschlitten ca. 1 ½ Std. zum Ausgangspunkt, Aufstieg über einen spaltenlosen Gletscher zu einem Gipfel mit 970 m Höhe, von dort hatten wir einen tollen Ausblick auf den riesigen Mittivakkat Gletscher, auf die schwimmenden Eisschollen im zum Teil eisbedeckten Sermilik Fjord, der ist mit 85 km, der längste Fjord im südöstlichen Grönland und dahinter noch das grönländische Inlandseis. Bei bestem „Grönlandfirn“ schwelgten wir hinab, Schwung für Schwung zu unseren Hundeschlitten. Auch diese führte uns durch eine beeindruckende Landschaft und überaus rasanten Abfahrten zurück nach Tasiilaq. Die Eindrücke waren überwältigend von der Landschaft und von der Gastfreundschaft der Inuit, somit viel der Abschied nicht mehr schwer. Der Rückflug klappt problemlos, eigentlich könnte man sagen überpünktlich.