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Mit Skiern am sagenumwobenen, biblischen Berg Ararat 5165 m - Türkei

Kategorie: Bilder und News

Wir waren eine Gruppe von 9 Skialpinisten, aus Bayern und Österreich, die sich aufmachten den biblischen Berg Ararat mit Skiern zu besteigen. In Istanbul der Millionenmetropole am Bosporus, hatten wir einen kurzen, halb tägigen Aufenthalt, der es uns aber trotzdem zu ließ, einige der imposantesten orientalischen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen: u. a. die Blaue Moschee aus dem 16. Jh., die Hagia Sophia, das berühmteste Gotteshaus des früheren Christentums, nach dem Petersdom der zweitgrößte Kuppelbau der Welt und der „Große Bazar", die größte zusammenhängende Einkaufszone der Welt, mit über 3500 Läden auf einer Grundfläche von ca. 30 000 m2.

Mit diesen kurzweiligen Eindrücken flogen wir am nächsten Tag, am frühen Morgen weiter nach Van. Van liegt am gleichnamigen Vansee, in Ostanatolien nur noch ein paar hundert Kilometer vom Iran und Syrien entfernt. Der Vansee ist siebenmal so groß wie der Bodensee. Die Region um Van wurde letztes Jahr von einem schweren Erdbeben heimgesucht, es leben immer noch 100 000 tausende von Menschen in Baracken, jedes 3 Haus ist nicht mehr bewohnbar.

Am Flughafen in Van wurden wir von unserer einheimischen Agentur herzlichen empfangen. Nachdem wir unsere Ausrüstung in dem Bus verladen hatten, machten wir uns auf zur Insel Akdamar, dort besichtigten wir die armenische Kirche „zum Heiligen Kreuz" aus dem 9. Jh.. Bei strahlendem Frühlingswetter ein faszinierendes Panorama: die Kirche in Mitten der blühenden Obstbäume, an den Ufern vom Vansee die schneebedeckten Bergriesen, weit über der 3000 m Grenze, schon vom Anschauen her, ideale Skitourenziele.

Nach der Inselbesichtigung erreichten wir nach einer ca. 1 ½ std. Fahrt das sogenannte „Süphanlager". Ein idyllisch gelegener Zeltplatz, auf ca. 2000 m gelegen, mit Blick auf den Vansee, am Fuße des 4050 m hohen Süphan. Eine Skitour die zur Akklimatisation für die Araratbesteigung dienen soll. Am nächsten Tag ging es noch vor dem Morgengrauen los, nach einer ca. ½ stündigen Skitragepassage, erreichten wir die schneegefüllten Rinnen und konnten nun mit den Skiern weitergehen. Der Aufstieg erstreckte sich durch ein schier endloses Rinnen- und Muldensystem, zuletzt ein fast 40 Grad steiler Hang eher wir den wieder flacheren Gipfelaufbau erreichten. Das Wetter war wechselhaft, einmal kurze Schneeschauer, mit eingelagerten Gewittern, dann wieder sonnige Abschnitte – typisches Aprilwetter. Die ca. 2000 Höhenmeter Abfahrt, über ideales Skigelände, war bei besten Schneebedingungen, oben eine leichte Neuschneeauflage unten Firn, ein absoluter Traum. Nach dem Zusammenpacken, ging es nach einer ca. 3 stündigen Autofahrt weiter in ein Hotel in Dogubayzit, einer Stadt mit ca. 50 000 Einwohnern, am Fuße vom Ararat, unweit der iranischen Grenzen gelegen.

Am nächsten Tag konnte die Mission „Araratbesteigung" beginnen. Nach eine ca. 1 stündigen Fahrt mit einem allradbetriebenem Fahrzeug ging es steil bergauf über eine unwegsame Schotterstraße. Am Endpunkt warteten schon unsere Pferde, die unser gesamtes Gepäck einschließlich Skiausrüstung bis zum „Basislager" auf ca. 2800 m trugen, das auf einem schneefreien Rücken lag. Am nächsten Tag ging es mit dem gesamten „Gerödel" weiter zum Lager 1 auf ca. 3600 m. Wir konnten über die schneebefüllten Rinnen mit unseren Skier aufsteigen, das restliche Gepäck wurde von den Pferden auf den schneefreien Rücken zum Lager 1 hoch transportiert.

Von zu Hause bekam ich den Wetterbericht für die nächsten Tage übermittelt. Für die nächsten beiden Tage war sehr gutes Wetter, vor allem fast kein Wind voraus gesagt, darüber hinaus sollte eine Wetterverschlechterung folgen.

Wir beschlossen auf einen weiteren Akklimatisationstag zu verzichten und am nächsten Tag, am 1. Mai, einen Gipfelversuch zu starten. Um 4.00 Uhr früh war Aufbruch. Am Anfang war noch ideales Skigelände, das aber zunehmend steiler und felsiger wurde. Auf ca. 4800 m wurde das Gelände wieder flacher, ehe wir über einen flachen langgezogenen Rücken den Gipfel mit Skiern erreichten. Wir hatten Glück: zum einem war der Wetterbericht goldrichtig, bestes Wetter und kaum Wind und die frische Neuschneeauflage erlaubte es uns mit den Skiern bis zum Gipfel auf zusteigen. Am Gipfel genossen wir eine grandiose Aussicht ins anatolische Hochland, gegen ca. 12.00 Uhr erreichten alle Teilnehmer zum Teil erschöpft aber doch glücklich den Gipfel. Nach einer grandiosen Abfahrt erreichten wir relativ schnell unser Lager. Unsere einheimischen Begleiter hatten uns schon ein vorzügliches Essen vorbereitet. Nach einer kurzen Diskussion beschloss die Gruppe auf eine weitere Zeltnacht zu verzichten und direkt nach Dogubayzit abzusteigen bzw. abzufahren und dort gebührend den Gipfelerfolg zu feiern.

Nachdem wir in einer kürzeren Zeit den Gipfel erreichten als geplant, hatten wir noch einige Tage zur Verfügung. Am nächsten Tag besichtigten wir den Isak Pasha Palast, ein Palast eines osmanischen Herrschers aus dem 16. Jh., oberhalb von Dogubazith. Am Nachmittag konnten wir noch unsere „müden Knochen" in heißen Schwefelquellenbädern entspannen. Am nächsten Tag ging es wieder zurück nach Van. Nach einem weiteren Erholungs- und „Shoppingtag" war wieder jeder „heiß" darauf eine weitere Schitour zu unternehmen. So beschlossen wir noch den ca. 3500 m hohen Artos direkt vom Vansee aus zu besteigen. Der ca. 1500 Hm Aufstieg bzw. die Abfahrt durch das gewaltige Rinnen und Muldensystem war noch der krönende Abschluss einer unvergesslichen Reise, mit zahlreichen kulturellen und bergsteigerischen Höhepunkten.

Video Ararat