Zu viert machten mir uns Mitte Nov. dieses Jahres auf dem Weg zum Mount Kenia. Eine Bergsteigerin aus Berchtesgaden (Bernadette Thielen) und zwei befreundete Bergführer aus dem Ötztal. Ziel war eine Kletterroute im III. und IV. Schwierigkeitsgrad auf den 5189 m hohen Nelion im Mount Kenia Massiv. Wir flogen von Frankfurt nach Nairobi, zur ca. 4.3 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Kenias. Ein ostafrikanisches Land, dessen Küste am Indischen Ozean verläuft. Kurz vor der Landung um Mitternacht „Plastiktütenalarm“: Durchsage vom Flugkapitän: die Einfuhr von Plastiktüten nach Kenia ist strengsten verboten und dies steht unter hoher Strafe. Dies war schon mal der erste Aufreger. Ich hatte wie üblich, alle Ausrüstungs- und Kleidungsstücke in meiner Trekkingtasche nochmals fein säuberlich in Plastiktüten verpackt, um diese vor Nässe zu schützen. In der Ankunftshalle unterstützte uns eine freundliche kenianische Beamtin beim Ausfüllen der Visaanträge und führte uns zum Diplomatenschalter, hier wurden wir bevorzugt abgefertigt und mussten nicht in der Schlange anstehen. Unser Gepäck wurde Gott sei Dank nicht kontrolliert. Unsere Agentur erwartet uns und brachte uns in ein nahegelegenes Hotel zum wohlverdienten Schlaf. Am nächsten Tag verließen wir die Hauptstadt nach Norden zum ca. 225 km entfernten Mount Kenia Massiv. Zuerst ging es durch leicht gewelltes Grasland, je mehr wir uns dem Mount Kenia näherten, umso fruchtbarer wurde das Land: wir passierten Reisfelder, Bananen-, Tee- und Kaffeeplantagen. Auf den vielen Obst- und Gemüseständen unterwegs konnten wir Obstsorten probieren, die wir bisher nicht kannten. Durch üppige tropische Vegetation erreichten wir die kleine Ortschaft Chogoria, dort stiegen wir auf speziell ausgerüstete Landrover um, die uns die letzten 30 km zum Mount Kenya Nationalpark brachten. Der Mount Kenya Nationalpark erstreckt sich in einer Höhe von 1600 – 5199 m, mit einer Gesamtgröße von knapp 600 km2. Der Mount Kenya ist ein erloschenes Vulkanmassiv, der einmal mehr als 7000 m hoch war. Weil der Vulkan über mehrere Jahrtausende nicht ausbrach und wissenschaftlichen Studien zufolge wohl auch nicht mehr das Potential für weitere Ausbrüche hat, gilt er als erloschener Feuerberg. Unsere Trekkingroute ist eine Durchquerung von Süd nach Nord auf der sogenannten „Chogoria Route“. Durch dichten Bambuswald erreichten wir zu Fuß unser erstes Zeltlager (Meru Bandas auf 2980 m). Von unserem Lager unternahmen wir am Nachmittag noch einen Ausflug zu einem nahen gelegenen Wasserloch an dem wir Antilopen, Wasserbüffel und Zebras beobachten konnten. Am nächsten Tag ließen wir die Bambuswälder hinter uns, die Vegetation wurde niedriger. Nach 4 – 5 Std. erreichen wir unser nächstes Zelt Camp, idyllisch am Ufer des 11 Hektar großen Lake (See) Ellis auf 3450 m gelegen. Zur besseren Höhenanpassung unternahmen wir noch am Nachmittag einen Spaziergang zu einem nahen gelegenen Aussichtspunkt (Mugi Hill 3550 m). Am nächsten Tag wanderten wir wohl zum schönsten Platz am Mount Kenya, dem Michaelson Lake (See) auf 3950 m im Georg Valley. Zuerst geht es einen sanft ansteigenden Rücken rauf bis ca. 4200 m, die Vegetation wird immer weniger. Nur noch ein paar Senezien und Riesenlobelien auf den riesigen Lavaflächen. Zuletzt geht es steil runter zum spektakulären Michaelson Lake, umrahmt von einer gewaltigen Felsgalerie. Gegen Mittag verdichtete sich die Wolkendecke, kaum im Lager angekommen begann ein heftiges Gewitter. Unsere Begleitmannschaft ging mit selbstgebastelten Ruten zum Fischen. Abends gab es dann eine Forellen Delikatesse, von einem See auf fast 4000 m. In den nächsten zwei Tagen umrundeten wir das spitzzackige Mount Kenya Massiv (Batian 5199 m und Nelion 5189 m), das nach den Häuptlingen der Massai benannt ist. Zuerst ging es über den Simba Tarn (Pass auf 4620 m) zum Shimpton Camp (4200 m), dort standen auch zum ersten Mal einfache Hütten. Am Nachmittag immer wieder Regen und Nebel, die Schneefallgrenze auf ca. 4400 m. Am nächsten Tag die Felsbarrieren des Mount Kenia tiefverschneit. Über zwei weitere 4600 m hohe Pässe und den darunter liegenden Kraterlöcher, die sich mit Seen angefüllt haben erreichten wir das Mackinders Camp auf 4200 m. Das Tal und das Camp trägt den Namen von dem Engländer Sir Halford Mackinder, der 1899 als Erster auf den Batian geklettert ist. Jeden Tag dasselbe Wetterschauspiel: ab Mittag Nebel, Regen und Schneefall. Spätestens jetzt war klar, das sind nicht die Bedingungen für die Kletterei auf den Nelion. Am Nachmittag kam es nochmals zu einer kurzen Wetterbesserung. Der Mount Kenya zeigte sich in einem farbenfrohen Lichtspiel von seiner schönsten Seite, dies war aber nur von kurzer Dauer. Mit meinem Satelittentelefon holte ich bei meiner Frau den Wetterbericht für die Mount Keniaregion ein, der verhieß nichts Gutes. „Das sieht nach keinem Kletterwetter aus“, sagte meine Frau. Am Abend zogen heftige Gewitterwolken aus allen Richtungen heran, in der Nacht kam es zu einem heftigen Gewitter, der Starkregen dauert bis gegen Mittag. Schneefall ab ca. 4400 m, ca. 30 – 40 cm Neuschnee. An irgendwelche Klettereien war nicht mehr zu denken, nun sahen wir auch die Chance schwinden den Point Lenana 4985 m, den dritthöchsten Punkt im Mount Keniamassiv zu erreichen. Am Nachmittag stiegen wir zur Austria Hut (4800 m) auf. Am Spätnachmittag, das Wetter war stark bewölkt, die Gipfeln aber frei, stiegen wir bei ca. 30 – 40 cm Neuschnee über den zum Teil versicherten Grat zum Point Lenana auf. Wir waren alle froh, doch noch das Minimalziel erreicht zu haben. Auf der Hütte war wir die einzigen Gäste. Wir wurden von unserer Küchenmannschaft in altbewährter Weise wieder mit einfachen Speisen köstlich versorgt. Am nächsten Morgen blieb der viel ersehnte Sonnenaufgang aus. Wir stiegen über das Mackinders Camp ab über schier endlose Moorlandschaften bis zur Met Station auf 3050 m, dem Endpunkt unserer Trekkingroute. Nach einem Abschiedsessen und der Trinkgeldübergabe an unsere Begleitmannschaft fuhren wir nach Nairobi und weiter zum Amboseli Nationalpark. Dort verbrachten wir weitere zwei Tage und rundeten unsere einmalige schöne Trekkingrunde mit einer Tiersafari ab. Der Amboseli Nationalpark liegt im Süden Kenias ca. 220 km von Nairobi entfernt. Hier konnten wir die einmalige Tierwelt bewundern: riesige Elefantenherden, Giraffen, Zebras und hunderte von Vogelarten. Als das Wetter aufklarte, hatten wir einen Blick auf den gewaltigen und tiefverschneiten Kilimandscharo gleich hinter der tansanischen Grenze.