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2014 - Skibesteigung Damavand

Kategorie: Bilder und News

Damavand – Berg mit zwei Gesichtern

 

Der Damavand ein noch leicht rauchender Vulkanberg, ist mit 5671 der höchste Berg im Iran. Er ist neben dem Kilimandscharo einer der höchsten freistehenden Berge. Der Höhenunterschied vom Fuß des Berges bis zum Gipfel beträgt bis zu 4700 m, deutlich mehr als bei Mount Everest. Der Damavand liegt im Elburs (oder Alborz) Gebirge. Ein Gebirgszug im nördlichen Iran zwischen dem Kaspischen Meer und dem persischen Hochland, ca. 70 km von der Hauptstadt Teheran entfernt.

 

Im Mai 2013 war ich mit einer fünfköpfigen Bergsteigergruppe in den Iran geflogen, mit dem Ziel den 5671 m hohen Damavand mit Skiern zu besteigen. Mit dabei war ein befreundeter Bergführer aus Rosenheim, der ebenfalls eine Gruppe führte. Alle Vorurteile gegen den Iran bestätigten sich nicht, genau das Gegenteil hatten wir erlebt: kaum in einem anderen Land war die Gastfreundschaft herzlicher und freundlicher als hier. Als „German“ oder „Aleman“ waren wir herzlich willkommene Gäste, von Feindseligkeiten oder sogar Kriminalität, wie in vielen andern Ländern, keine Spur. Alles lief nach Plan: eine wunderschöne Akklimatisationstour auf dem Touchal, einen 3950 m hohen Berg nahe der ca. 11 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Teheran. Danach ging es in das ca. 70 km entfernte „Polur Hut“, zu einer Bergsteigerunterkunft des iranischen Alpenclubs, von dort aus fuhren wir mit geländegängigen Fahrzeugen rauf zur Gusfandsara Moschee (3000 m), hier übernachteten wir in einer einfachen Hütte. Am nächsten Tag stiegen wir bei zum Teil nebligem Wetter und leichten Schneefall, zu fuß auf zur 4200 m hochgelegenen Damavand Hütte. Unser Gepäck einschließlich Skiausrüstung wurde mit Mulis transportiert. Am Gipfeltag, es war der 15. Mai, brachen wir früh auf, wir hatten bestes Wetter, strahlend blauen Himmel, kein Wind, frühjahrsähnliche Schneeverhältnisse. Der Schritt passte, keine Probleme mit der Höhe, die Besteigung des Damavands schien nur noch reine Formsache zu sein: „eine gemähte Wiese“. Plötzlich und unerwartet löste sich zwischen 5300 und 5400 m eine Lawine ungeheueren Ausmaßes. Im ersten Moment schien alles nicht all zu tragisch zu sein: ich wurde ca. 100 m mitgerissen, konnte mich ohne Probleme wieder befreien. Da ich die nachfolgende Bergsteigergruppe von meinem Bergführerkollegen nicht sehen konnte, fuhr ich ein Stück runter um nach zusehen. Erst dann erkannte ich das Ausmaß der Lawine, sie nahm kein Ende. Gott sei Dank war keiner verschüttet, ein Teilnehmer hatte sich an der Schulter verletzt, ein weiterer Teilnehmer hatte seine Skier verloren. „Wo ist der Heinz (Zembsch), habt ihr in gesehen“?? war meine Frage, denn ich sah, dass mein Freund und Bergführerkollege Heinz ca. 1 Std. nach uns aufbrach. Wir fuhren den Lawinenkegel weiter runter. Nun tauchte Heinz auf, er saß neben dem Lawinenkegel, blutete am Kopf, stöhnte vor Schmerzen, über seinen ohne hin schon lädierten Rücken. Wir legten ihm einen Kopfverband an, wärmende Kleidung und verabreichten ihm Schmerzmittel. Der Lawinenabgang wurde von der Hütte aus beobachtet. Drei Männer unserer Begleitmannschaft stiegen mit Decken auf und brachten uns zwei Sitzmatten. Der Aufstieg von der Hütte, von 4200 m auf ca. 4700 – 4800 m, war in dieser Höhe für unsere Begleiter natürlich äußerst anstrengend und dauerte. Wir bauten mit diesen Matten, Skiern und einem Biwaksack ein behelfsmäßiges Abtransportmittel und zogen den Heinz unter großen Schmerzen runter zur Hütte. Dank des Satellitentelefons meines befreundeten Bergführers Karl, konnte dieser, unsere Agentur in Teheran verständigen. Diese konnte einen Hubschrauber organisieren. Dies war nur möglich da Ali (Agentur) zusammen mit seiner befreundeten deutschen Ärztin Maria, die ebenfalls mit dabei war, im Januar einen ebenfalls am Damavand abgestürzten Iraner das Leben gerettet hatten. Wir richteten in Hüttennähe einen Hubschrauber Landplatz her. Es kam ein großer Transporthubschrauber. Eine Landung dieses riesen Hubschraubers auf 4200 m war nicht ganz leicht. Beide Verletzte wurden ins Teheraner Krankenhaus geflogen, sie wurden dort bestens versorgt. Bei unserem Rückflug konnten wir Heinz schon wieder mit nach Hause nehmen. Dies war nach iranischen Medienberichten das schwerste Lawinenunglück in den letzten 20 Jahren am Damavand – ein Lawinenabgang von über 1000 Höhenmetern. Eigentlich wollte ich im Winter zu diesem Berg nicht mehr zurück.

Ein Lawinenunglück kann an anderen Bergen auch passieren, so kam ich zu dem Entschluss, dass ich diesen Lawinenunfall aufarbeiten musste.

 

Mein Bergführerkollege Karl vertraute mir für dieses Jahr die Führung einer 5-köpfigen, äußerst leistungsstarken Bergsteigergruppe aus der Rosenheimer Gegend an, darunter waren auch zwei Frauen. Bei unserer 2-tägige Akklimatisationstour über die Shirpala Hütte (2670 m) zum Touchal (3950 m) hatten wir diesmal traumhaftes Wetter und konnten am Gipfel schon das Ziel unserer Begierde, den gewaltigen und formschönen Damavand bewundern. Nach einem weiteren Akklimatisationstag auf der Damavand Hütte war unser Gipfelaufstieg für den 3. Mai geplant. In den letzten Tagen hatten einige Bergsteigergruppen alle erfolgreich den Damavand bestiegen und schwärmten von besten Verhältnissen. Auch wir hatten beste Bedingungen: traumhaftes Wetter, kein Wind, pickelharten Schnee. Auf ca. 5400 m ließen wir die Ski zurück und stiegen zu Fuß weiter zum Gipfel, den wir nach ca. 6 ½ Std. alle erreichten. Zu Beginn unseres Fußaufstieges sprudelten immer wieder Schwefeldämpfe aus dem Boden. Wir waren alle vorgewarnt und hatten Gesichtstücher mit dabei, um die Einamtung der Schwefeldämpfe zu lindern. In Gipfelnähe kamen diese Dämpfe wie aus Fabrikschloten, sobald der Wind diese Dämpfe in unsere Richtung wehte bekamen wir es schon ein wenig mit Panik zu tun, deshalb dauerte unsere Gipfelrast nicht allzu lange. Es folgte ein schier endlos lange Abfahrt, ein genussreicher Skihang nach dem anderen, aber die Luft auf 5000 m ist schon etwas dünn und wir mussten mit unseren Kräften haushalten. Auf der Hütte wurden wir noch von unserer Begleitmannschaft köstlich verpflegt, eher wir über ein gewaltiges Mulden- und Rinnensystem weiter abfuhren, soweit der Schnee reichte. Nach einem ca. ½ stündigem Fußmarsch erreichten wir wieder die Moschee, von dort aus wurden wir mit Jeeps zu unserer Unterkunft gebracht.

Nun folgte ein 3-tägiges Kulturprogramm: von Teheran aus fuhren wir über das karge und staubige Hochland zum ca. 400 km südlich, entfernten Isfahan. Die auf ca. 1500 m hoch gelegene 2 Millionen Metropole gleicht einer Oase, denn die Lebensader ist seit Jahrtausenden der Zayandeh Rud („der lebensspendende Fluss“) der im Zagrosgebirge entspringt. Seine Glanzzeit erlebte Isfahan unter der Dynastie der Safawiden im 16. Jahrhundert, die Isfahan zu ihrer Hauptstadt machten und durch zahlreiche Prachtbauten und Gartenanlagen verschönten. Der Imam Platz (Königsplatz) ist über 500 m lang und an jeder Ecke mit einer Prachtmoschee geschmückt mit einem anschließenden Bazar. Dies ist weltweit der größte Platz dieser Art und zählt zu den größten Sehenswürdigkeiten des Vorderen Orients. Die Freitagsmoschee, „Palast der 40 Säulen“, das Armenierviertel und vieles mehr waren die Höhepunkte unseres Besichtigungsprogramms. Eine Reise mit bergsteigerischen und kulturellen „Highlights“.